Planungsdokumente: Stage-Test 9-41

Starten Sie hier Ihre Stellungnahme. Sie können sich auch direkt auf die vorhandenen Inhalte beziehen.

Inhaltsverzeichnis

Begründung

Reptilien (Zauneidechse)

Zwar sind Zauneidechsen in Berlin weit verbreitet, jedoch nehmen die zur Verfügung stehenden Lebensräume in Berlin zunehmend ab, da typische Lebensräume wie Bahnbrachen in Baugebiete umgewandelt werden und weitere Flächen von Gehölzaufwuchs betroffen sind. Der kurzfristige Bestandstrend wird mäßig abnehmend eingeschätzt, der langfristige Trend stark abnehmend (Kühnel & Wahba, 2017).

Für das gesamte Plangebiet wurden während vier Begehungen im Mai und Juli 2017 insgesamt 72 Zauneidechsen beobachtet.

Im Zuge der „Beräumung einer Teilfläche des ehemaligen Kohlebahnhofs in Berlin-Adlershof“ erfolgte das Sammeln und Aussiedeln der Zauneidechse. Laut der Dokumentation von Kühnel & Wahba konnten bis Oktober 2017 innerhalb des geplanten Gewerbegebiets mittels Fangzäunen und Fangeimern 63 Zauneidechsen und drei Erdkröten gesammelt werden.

Die abgefangenen Tiere wurden in drei verschiedene Ersatzhabitate verbracht:

  • Fünf Zauneidechsen wurden in einen für die Zauneidechse gestalteten Bereich an der Igo-Etrich-Straße in Adlershof (nördlich des Plangebiets) angesiedelt,
  • zehn Tiere wurden in das Ansiedlungsgebiet im Landschaftspark Herzberge angesiedelt und
  • die übrigen wurden im Geltungsbereich des Bebauungsplan 9-41 in ca. 120–130 m Entfernung vom Fanggebiet verbracht.

Bei der Verbringung und Aufteilung wurde in adulte, subadulte und juvenile Zauneidechsen unterschieden, um die Wahrscheinlichkeit der Rückwanderung umgesiedelter Tiere in ihre angestammten Lebensräume zu vermeiden. Als Schutzmaßnahme in den Ansiedlungsgebieten wird von den Artenschützern das Anlegen von Altholzablagerungen vorgeschlagen.

Zwischen Mai und Juni 2020 erfolgten 4 weitere Begehungen. Auf der abgeräumten strukturlosen Freifläche des Betrachtungsraumes wurden 2020 keine Zauneidechsen nachgewiesen. Vier Zauneidechsen (drei subadulte und ein adultes Exemplar) konnten im Bereich der Bahnböschung beobachtet werden (ggf. kann es sich um Doppelbeobachtungen handeln), da dort geeignete Habitate für Tagesverstecke, Sonnenplätze, potenzielle Winterquartiere vorhanden sind.

Der Reptilienschutzzaun bleibt weiterhin stehen, um ein erneutes Eindringen von Zauneidechsen zu verhindern.

Tagfalter

2017 wurde im gesamten Plangebiet (die noch nicht beräumte künftige GE-Fläche sowie die gesamte nördlich angrenzende Freifläche) die Tagfalterfauna innerhalb von zwei festgelegten, jeweils ca. 250 m langen Transekten und an Einzelstrukturen (blütenreiche Vegetation) kartiert.

An vier Untersuchungstagen zwischen Mitte Juni und Ende August 2017 wurden insgesamt 17 Tagfalter-Arten nachgewiesen (vgl. Tabelle 5). Die meisten Individuen wurden im nordwestlichen Teil des Plangebiets, in Bahndammnähe, in Gehölzsäumen und in den zentral gelegenen, ruderal geprägten Trockenrasen gesichtet. Der überwiegende Anteil zählt zu den Arten der halboffenen bzw. offenen Lebensräumen; nur der Faulbaum-Bläuling und der C-Falter besiedeln bevorzugt lichte Waldbiotope, Vorwaldstadien und Säume. Aufgrund des Artenreichtums an Nektar- und Wirtspflanzen bestanden auf der Fläche 2017 gute Bedingungen, auch für Habitatkomplexbewohner.

Für den Betrachtungsraum mit den beiden geplanten Gewerbegebieten kann ein Teil des Transektes 1 herangezogen werden (CS Planungs- und Ingenieurgesellschaft mbH 2020). Demnach konnten 2017 innerhalb der geplanten Gewerbegebiete das Kleine Wiesenvögelchen (Gräser), der Hauhechel-Bläuling (Schmetterlingsblütler, eine der häufigsten Arten in Berlin und Brandenburg) und der Kleine Feuerfalter (Ampfer-Arten) als besonders geschützte Arten vorkommen.

Gegenüber der Situation 2017 war die Fläche 2020 weitestgehend beräumt und bot keine geeigneten Habitate mehr für Tagfalter. Das Vorkommen von Wirtspflanzen kann für die geplanten Gewerbeflächen ausgeschlossen werden. Innerhalb der Gehölze auf der Bahnböschung und auf dem vorgelagerten Saum entlang der Bahntrasse ist dagegen mit dem Vorkommen mehrerer der aufgeführten Arten zu rechnen.

Tab. 5: Artenliste der 2017 beobachteten Tagfalter-Arten im Plangebiet (Quelle: CS Planungs- und Ingenieurgesellschaft mbH, Dezember 2020)

Nr.Tagfalter-ArtRL BRD (2012)RL BB (2001)RL B (2017)BArt SchV Vorkommen im Transekt 1
1Schwarzkolbiger Braun-DickkopffalterThymelicus lineolaI
2Kleiner KohlweißlingPieres rapaeIII
3Großer KohlweißlingPieres brassicaeI
4GrünaderweißlingPieres napi
5ResedafalterPontia edusaI
6Goldene AchtColias hyale§
7Faulbaum-BläulingCelastrina argiolusE
8Kleiner Sonnenröschen-BläulingAricia agestis(V)(V)E
9Hauhechel-BläulingPolyommatus icarus§III
10Kleiner FeuerfalterLycaena phlaeas§I
11Violetter FeuerfalterLycaena alciphron222§
12TagpfauenaugeAglais ioI
13C-FalterPolygonium c-albumI
14Großes OchsenaugeManiola jurtinaII
15Kleines WiesenvögelchenCoenonympha pamphilus§II
16SchachbrettfalterMelanargia galatheaI
17SchornsteinfegerAphantopus hyperantusII
Erläuterungen: RL BRD = Rote Liste Deutschland (Reinhardt et al. 2012), RL BB = Rote Liste Brandenburg (Gelbrecht et al. 2001), RL B = Rote Liste Berlin (Gerstenberger et al. (1991); RL B = Gaedike et al. (2017): 2 = stark gefährdet / V = Art der Vorwarnliste BArtSchV / § = nach Bundesartenschutz-Verordnung besonders geschützte Art Vorkommen im Transekt 1: Häufigkeitsklassen [vgl. Hermann, G. 1992]: E = Einzelfund, I = vereinzelt (1 – 5 Individuen/100 m²), II = mehrfach (5–10 Individuen/100 m²), III = häufig (> 10 Individuen/100 m²)

Heuschrecken

Schönschrecke (Calliptamus italicus) und Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens) sowie die sich erst damals etablierenden Arten Weinhähnchen und Gestreifte Zartschrecke. Die Blauflügelige Ödlandschrecke ist eine Zielart des Berliner Biotopverbunds.

Allgemein waren Arten der Brachen, Ruderalfluren und (Halb-) Trockenrasen relativ individuenreich vertreten. Die beiden geschützten Arten sind als xerophile Arten und Boden- (bzw. Krautschicht-)bewohner vornehmlich auf Trocken- und Magerrasen mit offenen Sandbereichen bzw. Sandtrockenrasen, sowie Pionierfluren und trockene Ruderalfluren zu finden. Hinzu traten vermehrt Arten, die etwas höhere und dichtere Grasbestände besiedeln, auf.

Das Plangebiet hatte 2017 eine hohe Bedeutung für die lokale Heuschreckenfauna. Durch die (noch) vielen offenen Sandbereiche im Zentrum des Plangebiets stellte sich auf der Fläche ein günstiges Mikroklima für xerophile Offenlandarten ein.

Gemäß dem Artenschutzbeitrag (CS Planungs- und Ingenieurgesellschaft mbH, September 2020) sind für den Betrachtungsraum mit den geplanten Gewerbegebieten vor allem spezialisierte Arten zu erwarten, die ein trocken-heißes Mikroklima bevorzugen.

Tab. 6: Artenliste 2017 nachgewiesener Springschreckenarten (Quelle: CS Planungs- und Ingenieurgesellschaft mbH, September 2020)

ArtRL BRD (2012)RL BB (2001) RL B (2005)BArtSchVHäufigkeit im UG
Zweifarbige Beißschrecke Bicolorana bicolor(3)(V)II
Italienische Schönschrecke Calliptamus italicus2(1)0§III
FeldgrashüpferChorthippus apricariusII
Nachtigall-GrashüpferChorthippus biguttulusII
Brauner GrashüpferChorthippus brunneusIII
Verkannter GrashüpferChorthippus mollisIV
Große GoldschreckeChrysochraon disparII
Langflügelige SchwertschreckeConocephalus fuscusII
Gestreifte ZartschreckeLeptophyes albovittata(R)NI
WeinhähnchenOecanthus pellucens(N)NII
Blauflügelige ÖdlandschreckeOedipoda caerulescensVV§IV
Gemeine SichelschreckePhaneroptera falcata(N)NI
Gewöhnliche StrauchschreckePholidoptera griseoapteraI
Westliche BeißschreckePlatycleis albopunctataVVI
Gemeiner GrashüpferPseudochorthippus parallelusII
Roesels BeißschreckeRoeseliana roeseliiII
Erläuterungen: RL – Rote Liste (Kategorie 1: Vom Aussterben bedroht; 2: Stark gefährdet; 3: Gefährdet; V: Zurückgehend, Vorwarnliste; N: Nicht eingestufte Art; R: Extrem selten) BRD – Deutschland (Reinhardt et al. 2012), BB – Brandenburg (Klatt et al. 1999), B – Berlin (Machatzi et al. 2005) BArtSchV §: besonders geschützt nach Bundesartenschutz-Verordnung Häufigkeitsklassen (Detzel 1992): I Einzelfund; II 2–5 Tiere; III 6–10 Tiere; IV 11–20 Tiere

Biologische Vielfalt

Trotz der starken anthropogenen Vorbelastungen war die biologische Vielfalt des Gebietes 2017 aufgrund teils artenreicher kleinteiliger Biotope und Habitate und dem Vorkommen geschützter und gefährdeter Pflanzen- und Tierarten als mittel zu bewerten.

Nach der Beräumung der Flächen für die geplanten Gewerbegebiete hat die Fläche kaum noch eine Bedeutung für die biologische Vielfalt. Im Unterschied dazu bieten die strukturreichen, gehölzbestandenen Flächen an der Bahn unverändert Lebensräume für verschiedene Arten, denen als Teil des Biotopverbundes eine hohe Bedeutung zukommen.

Wenn Sie Ihre Stellungnahme mit Dateianhängen und Einzeichnungen im Plan versehen möchten, melden Sie sich an. Bitte füllen Sie alle Pflichtfelder(*) korrekt aus. Erst dann können Sie Ihre Angaben speichern.

Ortsbezug der Stellungnahme

Wenn Sie Ihren Namen angeben, können Sie später damit nachweisen, dass Sie Ihre Bedenken mitgeteilt haben. Sie haben so die Möglichkeit, Klage einzureichen. Bei anonymer Einreichung ist der Nachweis nicht möglich.

Bitte überprüfen Sie Ihre Angaben vor dem Absenden noch einmal.

Ich möchte nicht, dass meine Stellungnahme bei BOB-SH online einsehbar ist. Ich möchte, dass meine Stellungnahme (nach Freigabe durch die Verwaltung) bei DiPlanBeteiligung einsehbar ist.
Ich möchte meine Stellungnahme anonym abgeben. Ich möchte namentlich Stellung nehmen. Vorname:
Nachname:
Straße:
Hausnr.:
PLZ:
Ort:

Ich möchte eine Rückmeldung zu meiner Stellungnahme per E-Mail an {email} erhalten. Ich möchte eine Rückmeldung zu meiner Stellungnahme per Post an die oben angegebene Anschrift erhalten. Ich möchte keine Rückmeldung zu meiner Stellungnahme erhalten.

Meine Stellungnahme: